Infografik mit unterschiedlichen Bildschirmen, auf denen Web App Features zu sehen sind
Lesetipp
06.11.2019

Die Progressive Web App als Nachfolger der nativen App?! Das Prinzip, die Vor- und Nachteile

Wer sich langfristig mit Apps und Webanwendungen auseinandersetzen will, kommt um sie nicht mehr herum: Die Progressive Web App (kurz PWA) ist auf dem Vormarsch und verspricht ein verbessertes Nutzererlebnis, schnellste Ladezeiten und mehr Conversions. Was genau dahinter steckt und ob sich eine PWA auch für Sie lohnt, wollen wir Ihnen in diesem Artikel einmal näher bringen.

Das Versprechen der Progressive Web Apps, kurz auch PWA genannt, klingt super: ultraschnelle Apps, verbessertes Nutzererlebnis und eine steigende Zahl an Conversions mit weniger Aufwand und geringerer Abhängigkeit von den großen Betriebssystem-Lieferanten wie Apple oder Android.

Bereits auf der MTC (Mobile Technology Conference) & der IoT Con (Internet of Things) 2018 waren sie ein heißes Thema und nicht selten werden sie enthusiastisch als die Zukunft der mobilen Anwendungen gepriesen. Was genau dahinter steckt und ob sich eine PWA auch für Sie lohnt, wollen wir Ihnen in diesem Artikel einmal näher bringen.

Was sind die Vorteile der Progressive Web Apps gegenüber klassischen Apps? Die wichtigsten Faktoren auf einen Blick

  • Geschwindigkeit & geringere Absprungrate
  • hohe Benutzerfreundlichkeit
  • Verfügbarkeit auch ohne Internetzugang im Offline-Modus
  • weniger verbrauchter Speicherplatz auf dem Endgerät, da sie über den Browser erreichbar sind
  • ein Weg über den oft unübersichtlichen App-/PlayStore entfällt
  • Push Up Benachrichtigungen
  • Add-to-Homescreen
  • Indexierbarkeit durch Suchmaschinen – Inhalte werden schneller gefunden und SEO Maßnahmen greifen auch für die PWA
  • Sicherheit/Privatsphäre – PWAs werden über HTTPS bedient und alle Daten so automatisch end-to-end verschlüsselt

Ein paar Zahlen zu Progressive Web Apps

Wie können Ihnen natürlich viel erzählen, belegen das aber gerne mit Zahlen und Fakten. Weitere Erfolgszahlen zu PWAs finden sie auf pwastats.com.

Die beliebte Inspirations Plattform Pinterest beispielsweise wechselte zu einer PWA und die Interaktionsrate stieg um 60 %. Die Zeit, die die Nutzer auf der Seite verweilen, stieg ebenfalls, hier um 40%.

Trivago, eine bekannte Buchungs- und Vergleichsplattform, konnte ebenfalls einen Anstieg von 97% bei den Weiterleitungen auf Hotelbuchungsseiten verbuchen, ebenso einen 67%en Anstieg an wiederkehrenden Nutzern.

infobae.com nutzt eine PWA und senkte die Absprungrate auf marginale 5% – bei der mobilen Webseite waren es 51% Absprungrate. Die Sessionlänge wuchs um 230% und die Zahl der angeschauten Seiten verdreifachte sich.

Für den Kosmetikhersteller Lancôme wurde der Umstieg auf eine PWA mit 17% Conversionzuwachs, 51% mehr mobilen Sitzungen und verdoppelter Ladegeschwindigkeit belohnt.

AliExpress ist eine Online-Einzelhandelsplattform, ähnlich Ebay und konnte einen Anstieg von neuen Nutzern um 104% erzielen. Die Nutzer verbrachten 74% mehr Zeit auf der Website als vor Integration der PWA.

Was ist denn nun eine Progressive Web App?

Kurz gesagt: PWAs sind Web Apps, die auf den Standard-Web-Technologien basieren – also quasi ein Hybrid aus mobiler Webseite und nativer App, der die Vorteile der beiden Varianten in sich vereint und auf nahezu allen mobilen Endgeräten verwendet werden kann. Sie sind, genau wie native Apps von Android- oder iOS-Apps, über den Homebildschirm des Endgerätes aus zu erreichen, belegen dabei aber weniger wertvollen Speicherplatz. Außerdem muss hier keine native App im traditionellen Sinne oder doppelt für die verschiedenen Betriebssysteme entwickelt werden und ein entsprechender Weg über den Appstore oder Androids PlayStore kann entspannt umgangen werden – das spart Zeit.
Und – vermutlich eines der besten Argument der PWAs, wenn man öfter mal mit deutschen Funklöchern zu kämpfen hat – sie brauchen nicht zwingend eine aktive Internetverbindung. PWAs funktionieren auch in einem gewissen Umfang im Offline-Modus, sofern die Seite vorher schon einmal besucht und die Daten gespeichert wurden. Möglich machen dies sogenannte Service Worker, eine Technologie, die auf JavaScript basiert und zwischen Web-Browser und Server im Hintergrund arbeitet.

Features einer Progressive Web App

Neben den schon genannten Faktoren, punkten Progressive Web Apps auch noch auf anderen Gebieten. Zum einen können sie auch ganz klassisch über Suchmaschinen gefunden werden und direkt aus einer Mail aufgerufen werden, da sie über Links teilbar sind – praktisch, wenn man Freunden oder Bekannten mal eben schnell eine coole App zeigen will und nicht umständlich im Appstore suchen will. Aber auch Notifications oder Push-Nachrichten können hier problemlos verschickt werden.
Das ähnliche Look & Feel zu nativen Apps und die Tatsache, dass nicht für jedes Erlebnis eine neue App installiert werden muss, sind weitere Pluspunkte.
Die mobile Generation von heute legt großen Wert auf Geschwindigkeit und Effizienz bei der Nutzung von Anwendungen und Webseiten. Allgemein gilt dabei: Je länger die Ladezeit, umso höher die Absprungrate – PWAs sind hochleistungsfähig und verkürzen Ladezeiten teilweise immens.

Progressive Web Apps und Suchmaschinenoptimierung

Apps und SEO haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun bzw. die Relevanz von guter Suchmaschinenoptimierung ist bei Apps eh gering? Bei PWAs ist das anders! Dadurch, dass Progressive Web Apps grundsätzlich über einen Browser erreichbar sind und sich auch wie klassische Webseiten verhalten, wenn sie z.B. über einen Laptop aufgerufen werden, lohnt sich hier SEO-Arbeit. Google indexiert PWAs genau wie eine normale Webseite und bewertet entsprechend gut optimierte Seiten/PWAs positiv.

Trotzdem realistisch bleiben – Was sind die Nachteile?

Es ist natürlich nicht alles perfekt. Auch wenn die Vorteile nicht zu übersehen sind, müssen an dieser Stelle auch einmal die (zum Glück weniger zahlenmäßigen) Nachteile in den Blick genommen werden.

Wenn es um schnelle Verarbeitung sehr großer Datenmengen, komplexe 3D Grafiken oder Hardware Zugriff zu Bluethooth oder NFC geht, stehen native Apps noch an erster Stelle. Das betrifft vor allem Bereiche wie Gaming, aber auch Banking oder Loyalty-Programme.

Ein weiterer Faktor ist grundsätzlich nicht zwingend ein Nachteil, sollte aber durchaus Erwähnung finden: Viele Nutzer erkennen den Unterschied zwischn eine nativen App und einer PWA gar nicht oder nur in Maßen. Wer sich nicht bewusst mit der Thematik auseinandersetzt und lediglich das Nutzererlebnis bevorzugt, dass eine App im Allgemeinen bietet, dem sollte es relativ egal sein, ob er nun eine native oder eine progressive App-Anwendung nutzt. Und noch sind PWAs zwar viel im Gespräch, aber noch wenig umgesetzt worden.
Aber: das Interesse steigt. Experten sprechen nicht ohne Grund von großen Zukunftspotenzial. Selbst, wenn die PWA heute noch nicht jedem ein Begriff ist – das kann sich durchaus schnell ändern und Unternehmen sollten sich jetzt schon damit auseinandersetzen:

Für wen eignet sich eine Progressive Web App? Ist die PWA auch etwas für mein Unternehmen?

Gleich vorneweg: die Entscheidung ist abhängig vom Einzelfall. In der Regel profitieren vor allem E-Commerce-Anbieter und Unternehmen von der Progressive Web, deren Produkte oder Dienstleistungen ein hohes Maß an Interaktion mit oder von Seiten der Nutzer erfordern, denn sie profitieren von der gesteigerten Geschwindigkeit und der Flexibilität der PWAs. Immer, sobald der Nutzer Wert auf Ladegeschwindigkeit, Verfügbarkeit und Daten- und Speicherersparnis legt, ist eine PWA das Mittel der Wahl.

Wenn Sie einen Relaunch in den kommenden Monaten planen, z.B. weil ihre alte Unternehmenswebseite noch nicht responsiv ist, steigen Sie direkt mit einer Progressive Web App ein. Sie überzeugen mit ihrer Performance und können unter Umständen Umsatzeinbußen oder Wettbewerbsnachteile dämpfen, die oft mit einem umfassenden Relaunch drohen. Vor allem für Unternehmen, für die bisher die Entwicklung einer eigenen App eine Hürde darstellte, bietet sich diese zukünftig potenziell einfachere Variante an.

Allgemein sind die Kernpunkte für den erfolgreichen Wechsel zu einer PWA abhängig von der Nutzerakzeptanz, sowie dem Nutzerverhalten und damit verbunden auch der Branche und der Zielgruppe.

Auch Google sieht PWAs als Zukunftsfaktor

Google ist immer ganz vorne mit dabei, wenn es etwas Neues und potenziell Erfolgreiches gibt und es um neue Software oder vielversprechende Webanwendungen geht. Die Tatsache, dass Google bereits mit einer kostenlosen Technologie experimentiert, dem sogenannten Web App Manifest, spricht sehr für die wachsenden Popularität der PWAs. Das Web App Manifest ist ein Framework, das es erlauben soll, mithilfe ein paar Codezeilen im Quellcode eine Website in eine App umzuwandeln. Landet ein Smartphone Nutzer auf dieser Seite, wird er nicht mehr aufgefordert, die entsprechende App zu installieren, sondern kann die Webseite direkt in Form einer PWA an den Homescreen anheften. Diese Technologie ist noch im Entwicklungsstadium, kann aber, wenn sie erfolgreich etabliert werden sollte, Webseitenbetreiber und Unternehmen immense Hilfestellungen bei der Umwandlung ihrer Webseiten in Progressive Web Apps geben.

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