Social Lending ist bereits heute ein wichtiger Teil im Markt der persönlichen Finanzen.
Studie
20.10.2017

Traditionelle Banken gegen Social Lending

Online-Kampagnen bei unterschiedlichen Werbeträgern: Obwohl die ersten Marktplätze für Peer-to-Peer (P2P)-Kredite bereits vor zehn Jahren entstanden, sehen erst seit kurzem viele Beobachter in ihrem Geschäftsmodell die Zukunft des Finanzsektors und die Unternehmen dahinter als ernsthafte Konkurrenz zu den traditionellen Banken. Neben den bekanntesten Marken im deutschen Fintech-Markt wie Auxmoney, Lendico, Bondora oder dem Kreditvergleichsportal Smava, ging hierzulande im Sommer auch der finnische P2P Kreditmarktplatz Fellow Finance an den Start. Insgesamt hat der Social Lending Markt in Europa schon einen Wert von etwa einer Milliarde Euro, so der CEO der Online-Investitionsplattform Twino, Jevgenijs Kazanins. Neben Spitzenreiter Großbritannien, sind laut FinTechnews Switzerland die Niederlande, Frankreich und Deutschland die größten Märkte für alternative Finanzierungen.

Social Lending ist bereits heute ein wichtiger Teil im Markt der persönlichen Finanzen. In diesem Jahr wird mit Umsätzen von etwa 480 Millionen Euro gerechnet (Statista.com). In Deutschland ist dieser Markt jedoch streng reguliert: Direkte Darlehen zwischen individuellen Kreditgebern und Kreditnehmern sind nicht gestattet, deshalb müssen die P2P-Plattformen mit traditionellen Banken als Mittler zusammenarbeiten. Das heißt allerdings nicht, dass die großen, bekannten Geldinstitute tatsächlich interessiert sind an so einer Kooperation. Die Social Lending-Portale arbeiten daher oft mit sogenannten Challenger Banks zusammen, kleineren, innovativen Privatkundenbanken. Für die großen Marken des Finanzsektors wie Deutsche Bank, Postbank oder ING-Diba bedeutet das eine zunehmende Konkurrenz – und die junge Fintech-Branche ist auch mit ihren Online-Kampagnen immer nah dran an potenziellen Kunden.

Social Lending-Portale online auf Kundenfang

Im September 2017 waren vor allem Auxmoney und Smava sehr aktiv. Für Bondora liefen nur wenige Anzeigen bei YouTube, Lendico hielt sich ganz zurück. Laut gemiusAdReal™, einem Tool, das erstmals eine vollständige, unabhängige, repräsentative Analyse der Reichweite von Online-Kampagnen zulässt, erreichten die Online-Anzeigen der genannten Marken im September 15% der Desktop-Internetnutzer in Deutschland (7,8 Millionen)*. Das Berliner Unternehmen Smava.de, das mit der Fidor Bank kooperiert, trommelte dabei am lautesten. Seine Display- und Textanzeigen wurden an gut 10% der Internetnutzer* ausgeliefert, vor allem auf den Webseiten email.t-online.de und google.de sowie bei eBay.de und gmx.net. Auxmoney, die seit kurzem mit dem Fintech-Unternehmen N26 zusammenarbeiten, erreichten im September 7% der Desktop-Internetnutzer in Deutschland (3,6 Millionen), die Anzeigen liefen vor allem auf web.de und gmx.net sowie bei Facebook. Und bei letzteren scheinen auch die traditionellen Banken online am liebsten auf Kundenfang zu gehen.

Wo traditionelle Banken online werben

Mit einem speziellen Werbeträger-Mix warteten die etablierten Banken auf: Die populärsten Seiten für Online-Werbung im September waren ebay.de und Facebook.
Beim populärsten sozialen Netzwerk wurden Anzeigen der Deutschen Bank, von ING-Diba, von easyCredit und der Commerzbank ausgeliefert. Bei eBay dagegen liefen Kampagnen der Postbank, von American Express sowie der Commerzbank. Insgesamt erreichte die Online-Werbung der Banken im September etwas mehr als 60% der Desktop-Nutzer in Deutschland (31,5 Millionen). Am aktivsten war die Deutsche Bank mit einer Reichweite von über 25% (13 Millionen). Damit erzielte das Geldinstitut fast 14% des Share of Voice der gesamten Branche in diesem Monat. Die Postbank kam mit ihren Anzeigen, die vor allem bei eBay liefen, auf Platz 2 bei der Reichweite (24%; 12,5 Millionen) und erreichte einen Share of Voice von 9,7 Prozent.

„Die Marktanteile des alternativen Bankensektors bei Krediten, grenzüberschreitenden Geldtransfers in unterschiedlichen Währungen und selbst bei Bankkonten wachsen. Das ist auch deutlich bei den Werbestrategien zu erkennen”, erklärt Attila Weisz, Business Development Director bei Gemius. „Dank der großen Bandbreite ihrer Dienstleistungen und wegen ihrer größeren Werbebudgets sind die etablierten Banken derzeit noch gut aufgestellt, um die Konkurrenz in Schach zu halten. Dafür müssen sie jedoch gleichzeitig innovative Produkte schaffen. Es wird im Werbemarkt interessant zu beobachten sein, wie die trationellen Geldinstitute in der nächsten Zeit ihre Dienste weiterentwickeln, um ihre Marktanteile zu halten”, so Weisz.

*Alle genannten Daten gelten für Desktop-Internetnutzer in Deutschland ab 18 Jahren

 


Über Gemius S.A.

Gemius ist ein Medienforschungs- und Technologieunternehmen, das seit 1999 Datenauswertung, Unternehmensberatung und Business Solutions im Online-Bereich anbietet. Kunden von Gemius sind E-Commerce-Unternehmen, Verlage, Werbeagenturen, Werbetreibende und Joint Industry Committees (JICs). Gemius ist in mehr als 30 Märkten in Europa, Afrika und Asien vertreten. Die Firma untersucht über 450.000 Webseiten im Jahr und beobachtet monatlich 13 Millionen Anzeigenkampagnen.

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